«Die Patientinnen und Patienten haben dank der App eine objektive Grundlage, um zu entscheiden, wann ihre aktuelle Medikamentendosis nicht mehr ausreicht oder sie zum Arzt gehen sollten.» Peter Tinschert, Mitgründer von Resmonics
Peter Tinschert, Mitgründer von Resmonics

Wenn das Smartphone nachts den Husten überwacht

Das Schweizer Start-up Resmonics entwickelt eine Software, die an Asthma und anderen Atemwegserkrankungen Leidenden hilft: Die App «myCough» befindet sich derzeit in der Pilotphase.

«Vielen Menschen ist nicht bewusst, was nachts passiert. Ein Patient hat 200-mal gehustet und dennoch gedacht, dass er ganz gut geschlafen habe», erklärt Iris Shih von Resmonics und fügt an: «Wenige Wochen später musste er wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus.»

Das Beispiel zeigt eindrücklich das Potenzial von «myCough». Die App überwacht während des Schlafs den Husten. Es reicht, das Smartphone im Flugmodus auf den Nachttisch zu legen. Der Algorithmus analysiert in Echtzeit die nächtliche Geräuschkulisse und zeichnet auf, ob und wie oft jemand in der Nacht hustet. Am Morgen liefert die App eine detaillierte Auswertung, macht auf eine allfällige Verschlimmerung aufmerksam oder warnt vor einem sich anbahnenden Anfall. So hilft «myCough» sowohl bei chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD als auch im akuten Krisenfall. «Die Patienten haben dank der App eine objektive Grundlage, um zu entscheiden, wann ihre aktuelle Medikamentendosis nicht mehr ausreicht oder sie zum Arzt gehen sollten», erklärt Peter Tinschert von Resmonics.

Konkrete Hilfe bei Asthma

Iris Shih und Peter Tinschert haben Resmonics zu zweit gegründet. Zuvor haben beide am CSS Health Lab geforscht. Dem Verhaltenswissenschafter Peter Tinschert hat das Konzept der CSS gefallen: «Forschung mit Fokus auf einen konkreten Anwendungsfall.» Iris Shih hat auf dem Gebiet der angewandten künstlichen Intelligenz an der ETH Zürich promoviert und sich auf die Geräuschanalyse mithilfe von Smartphone-Aufnahmen spezialisiert. «Für mich war klar: Wenn es die Technologie gibt, dann sollte sie dazu eingesetzt werden, Menschen zu helfen.» Um die Technologie interessierten Nutzerinnen und Nutzern verfügbar zu machen, hat Resmonics im Auftrag der CSS «myCough» designt und konzipiert. Die App-Technologie ist das Resultat hauseigener Forschungsarbeit und modernster Software-Entwicklung.

Wie ein Algorithmus Hustenmuster erkennt

Iris Shih leitet das Team, welches die Algorithmen der Software entwickelt. Diese ist als Medizinalprodukt anerkannt. Genauso wie beispielsweise ein Röntgenapparat müssen auch Softwareprodukte zertifiziert sein. Dank maschinellem Lernen beziehungsweise künstlicher Intelligenz lernt die Software, Husten anhand bestimmter akustischer Merkmale von anderen Geräuschen zu unterscheiden. Weil die Smartphones unterschiedliche Mikrofone verwenden, muss der Algorithmus bei jedem Modell die Geräusche korrekt identifizieren können. Manche Geräte haben anfänglich etwa den Knall der Kugeln beim Billardspielen mit Husten verwechselt.